Header Bild Generationenwechsel in der Kardiologie

Generationenwechsel in der Kardiologie

Die Medizinische Klinik I – Kardiologie und internistische Intensivmedizin hat ab dem 1. April einen neuen Direktor: Prof. Dr. med. Philip Wenzel von der Universitätsklinik Mainz wechselt ans Klinikum Darmstadt. Er folgt auf Prof. Dr. Gerald Werner, der die Klinik seit 2005 geleitet hat und jetzt in den Ruhestand geht.

Prof. Dr. Gerald Werner hat seine Ausbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München begonnen und seine Facharztausbildung im Evangelischen Krankenhaus in Witten/Ruhr. Er war dann wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Kardiologie und Pneumologie, an der Universität in Göttingen und hat dort seine Facharztanerkennung und Habilitation erworben. Danach arbeitete er dort als Oberarzt und war verantwortlich für die Intensivstation und Leiter des Echokardiographielabors. 1997 schloss sich die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an. Zwischen 1998 und 2005 war er an der Universitätsklinik in Jena als stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt tätig – inklusive einer C3-Professur für Kardiologie und Angiologie.

20 Jahre hat er die Kardiologie in Darmstadt geleitet, eine Zeit, in der sich die Ära der interventionellen Therapie mit Medikamenten freisetzenden Stents endgültig durchgesetzt hat. Eine Zeit auch, so berichtet er, in der die bildgebenden Verfahren wie MRT und CT viel bessere Einblicke in die Gefäßanatomie und Funktion des Herzens ermöglicht haben. Seine Expertise hat Prof. Dr. Gerald Werner vor allem in der Wiedereröffnung chronisch verschlossener Herzkranzgefäße ausgebaut: er hat so ein weltweit führendes Zentrum für diese Behandlungen aufgebaut und maßgeblich dabei geholfen, die Technik zu einem hocheffizienten und sicheren Verfahren zu machen. Er selbst hat weltweit Ärztinnen und Ärzte in dieser Technik ausgebildet. Auch im Klinikum Darmstadt wurden so mehrere Hundert Ärzte und Ärztinnen in Workshops geschult und in Fortbildungen zu den neuen technischen Verfahren weitergebildet.

Prof. Dr. Gerald Werner im Herzkatheterlabor

Weltweiter Ruf als Experte für die Wiedereröffnung chronisch verschlossener Herzkranzgefäße

Prof. Werner hat eine große europäische Studie zur Behandlung chronischer Verschlüsse durchgeführt und 2018 publiziert. Und zuletzt für einen Kongress in Japan per Liveschalte aus dem Darmstädter Herzkatheterlabor einen Eingriff gezeigt und erlebbar gemacht. In seinem Zimmer stehen etwas versteckt Fotos von ihm mit Barack Obama und mit Tony Blair – entstanden während großer Kardiologischer Kongresse in den USA, auf denen er als Experte eingeladen und auch gesprochen hat. Fotos, die zeigen, dass Prof. Werner weltweit einen Ruf hatte und hat.

Auch wenn sich mittlerweile viel im Bereich der Prävention entwickelt habe, so Prof. Werner, gelänge es nicht, Herzerkrankungen gänzlich eliminieren zu können. Daran würden auch die medizinischen Therapien, mit Medikamenten koronale Herzerkrankungen frühzeitig einzudämmen, nicht Grundlegendes ändern.

Mit Stolz blickt Prof. Werner auf die Jahre zurück, in denen es gelungen sei, Menschen heute längere beschwerdefreie Zeiten zu ermöglichen, als das vor 20 Jahren möglich war. „Über diese Zeit ist uns eine hocheffiziente Versorgung von akuten Herzinfarkten gelungen – in Verbindung mit dem Notarzt- und Rettungssystem. Wir liegen in der Versorgungszeit, schnellstmöglich mit der richtigen Therapie zu beginnen, im Spitzenfeld in Deutschland. Notfälle wie Herzinfarkte, Menschen mit schweren Brustschmerzen werden binnen kürzester Zeit ärztlich gesehen und behandelt.“

Lob kommt von ihm für sein Team: „Ich hatte über die Jahre ein sehr stabiles und engagiertes Ärzteteam, das sich mit mir und unserer Fachdisziplin immer weiterentwickelt hat.“  Ein Highlight seiner Jahre sei der Umzug 2010 in den Neubau der Medizinischen Kliniken (Geb. 6) gewesen. Das habe den Spaß an der Arbeit erheblich erhöht. „Es war eine schöne Zeit“, resümiert er, aber jetzt sei es an der Zeit zu gehen. Ganz lässt ihn seine Profession nicht los: Ab Mai 25 wird Prof. Dr. Gerald Werner als Consultant in Teilzeit am Universitätsklinikum Frankfurt seine Expertise bei komplexen Koronarinterventionen einbringen.

Bessere Steuerung in der Notfallversorgung im Zuge der Krankenhausreform gewünscht

Für die Zukunft wünscht sich Prof. Dr. Gerald Werner, dass es im Zuge der Krankenhausreform gelingt, die Versorgung von Herzerkrankungen noch besser klar zu regeln: Der Maximalversorger sei der richtige und einzige Ort, um akute Herzinfarkte und kardiologische Notfälle zu behandeln. Kleinere Krankenhäuser ohne Intensivversorgung 24/7 seien dagegen prädestiniert für elektive Eingriffe.

„Im Namen der gesamten Geschäftsführung bedanke ich mich ganz besonders und ausdrücklich bei Herrn Prof. Werner. Seinem herausragenden Engagement über viele Jahre ist es zu verdanken, dass unsere Kardiologie einen weit über Deutschland hinausgehenden Ruf erlangt hat“, sagt der Medizinische Geschäftsführer Dr. Jörg Noetzel.

„Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, Herrn Prof. Wenzel für unser Klinikum zu gewinnen“, sagt Dr. Jörg Noetzel weiter. „Prof. Wenzel hat sich in einem starken Bewerberfeld nicht nur aufgrund seiner Fachexpertise, sondern auch als sehr empathische und wertschätzende Persönlichkeit mit ausgeprägter Führungserfahrung als langjähriger stellvertretender Direktor der Universitätsklinik Mainz durchsetzen können Wir sind uns sicher, dass mit Herrn Prof. Wenzel die exzellente Arbeit der gesamten Klinik sehr gut fortgeführt und die Kardiologie damit im Sinne der kommenden Aufgaben exzellent weiterentwickelt wird.“

Prof. Dr. Philip Wenzel freut sich über hervorragenden Ruf der Klinik

„Ich freue mich sehr über die Möglichkeiten, die sich für mich in Darmstadt bieten. Ich bin sehr glücklich, die Nachfolge von Prof. Werner antreten zu dürfen, der eine Klinik mit national und international hervorragenden Ruf aufgebaut hat, vor allem im Bereich der interventionellen Koronartherapie. Angesichts der Herausforderungen im Gesundheitssystem ist das Klinikum Darmstadt hervorragend positioniert. Es bietet mit seiner Kardiologie alle Voraussetzungen, um die Betreuung von Herzkreislauferkrankungen in seiner gesamten Breite anzubieten“, erläutert Prof. Dr. Philip Wenzel und fährt fort: „In den nächsten Jahren möchte ich die Bereiche interventionelle Therapie der Herzinsuffizienz mit Elektrophysiologie und strukturellen Herzerkrankungen ausbauen und partnerschaftliche Konzepte mit meinen Kollegen in der Niederlassung – Stichwort Netzwerkbildung, Schnittstellen, Telemedizin – entwickeln. Ich möchte ein niederschwelliges Angebot für alle Menschen mit akuten und chronischen Herz-Kreislauf-Beschwerden machen, so dass potentiell bedrohliche Erkrankungen wie Herzinfarkt, plötzliche Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Lungenembolie auf keinen Fall übersehen werden.“

Vita

Prof. Dr. med. Philip Wenzel, geboren am 28. Juli 1976 in Freiburg, studierte Humanmedizin in Erlangen und in Hamburg. Er war Stipendiat des European Voluntary Service und der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Medizin mit Studienaufenthalten in Barcelona und Nanjing, VR China. Nach Promotion in der Sportmedizin und dem Arzt im Praktikum bei Prof. Meinertz am UKE in Hamburg siedelte er nach Mainz um, wo er sich der Arbeitsgruppe von Prof. Münzel anschloss und seine Ausbildung in Innerer Medizin, Kardiologie und Internistischer Intensivmedizin absolvierte. Im Team mit translationalen Wissenschaftlern war er an Aufbau und Entwicklung eines Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum beteiligt. „Die Bedeutung eines konstruktiven und kooperativen Arbeitens über Fächergrenzen hinweg ist mir früh in meiner Karriere klar geworden und für mich der Schlüssel für innovative Konzepte in der Medizin“, sagt Prof. Dr. Wenzel dazu.

Er ist ausgewiesener Experte für Interventionelle Kardiologie, kardiovaskuläre und internistische Intensivmedizin und Herzinsuffizienz; in Mainz leitete er seit 2019 die dortige überregionale Heart Failure Unit. „Mir ist die vollumfängliche Betreuung in Prävention, Diagnostik und Therapie Kardiovaskulärer Erkrankungen eine echte Herzensangelegenheit. Bei aller Spezialisierung gerade in der Kardiologie ist der Blick auf die Bedürfnisse des Patienten besonders wichtig – all unser Know-how muss immer im Dienste unserer Patientinnen stehen, um individualisiert die beste Behandlung zu ermöglichen.“

Wissenschaftlicher Fokus von Prof. Wenzel ist die Rolle der systemischen Inflammation in Herz- und Gefäßerkrankungen und der Entwicklung der Herzinsuffizienz. Hier hat er Entdeckungen aus DFG, BMBF und EU-geförderten Projekten bis zur Patentierung entwickelt und in klinischen Untersuchungen validiert. Er ist Projektleiter im standortübergreifenden Zukunftscluster CurATime, der die Entwicklung von innovativen Therapeutika in der Herzmedizin zum Ziel hat. Er hat über 190 Artikel in wissenschaftlichen Journalen publiziert, mit einem h-Index von >60, und hat große Erfahrung in der Durchführung klinischer Studien. Philip Wenzel ist Principal Investigator des DZHK und außerplanmäßiger Professor an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Er engagiert sich in Arbeitsgruppen und Gremien der Deutschen und Europäischen Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK und ESC) sowie der International Society für Thrombosis and Hemostasis. Er wird weiterhin mit dem Centrum für Thrombose und Hämostase in Mainz sowie dem CARIM Institute Maastricht als Gastprofessor verbunden bleiben. Seine wissenschaftliche Erfahrung will er für kooperative Projekt mit den Kolleginnen und Kollegen der Inneren Medizin, der Neurologie aber auch der Anästhesiologie, der Pathologie und Gefäßchirurgie in Darmstadt nutzen.

Er hat die Qualifikation in Interventioneller Kardiologie, Herzinsuffizienz sowie kardiovaskulärer Intensiv- und Notfallmedizin der DGK. „Fachlich steht er in dem bedeutenden Fach der Kardiologie für die gesamte konservative und interventionelle Notfall- und Elektivversorgung einschließlich kardiologischer High-Level-Intensivmedizin, interventioneller Klappentherapie und Leitung eines Überregionalen Herzinsuffizienzzentrums“, führt Dr. Jörg Noetzel aus. „Damit sind wir für die kommende Transformation im Rahmen der Krankenhausreform exzellent aufgestellt und können unseren in Zukunft zunehmenden zentralen Aufgaben als einziger Maximalversorger in Südhessen im Sinne der Patient*innenversorgung in idealer Weise nachkommen.“


© Pressemeldung der Klinikum Darmstadt GmbH vom 26.03.2025

Klinikum Darmstadt GmbH

Ariane Steinmetz (Pressesprecherin)

pressestelle@mail.klinikum-darmstadt.de

WWW.KLINIKUM-DARMSTADT.DE